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Grundgesetz - die Würde des Menschen ist unantastbar

sagt das Grundgesetz in Artikel 1. In Artikel zwei des Grundgesetzes steht: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

Wenn ich mir das in aller Ruhe durchdenke, dann drücken diese Artikel nach meinem Verständnis alles aus, was es braucht, um gut miteinander auszukommen. Denn die Würde eines Menschen zu respektieren sowie anderen Menschen zu zugestehen, dass sie sich, wie ich ebenfalls, entfalten können, das bietet ausreichend Freiraum für alle. Somit entsteht ein Geben und Nehmen, denn wir sind alle gleichberechtigt in Bezug auf Rechte und Pflichten.

Wäre das nicht wunderbar, wenn das funktionieren würde? Es gäbe vermutlich keinen Stress, Neid und Streit mehr. Doch es ist nun einmal anders und das liegt auch mit daran, dass wir Menschen total unterschiedlich sind. Das ist auf der einen Seite sehr gut, denn die Vielfalt beinhaltet Lebendigkeit mit all den Talenten und Potenzialen. Auf der anderen Seite sind eben die unterschiedlichen Typen und Charaktere genau das, was uns im Alltag immer wieder vor Herausforderungen stellt.

Was ist Würde und Respekt?

Folgen wir dem Humanismus, so soll ein Gesellschafts- und insbesondere Bildungsideal entworfen werden, dessen Verwirklichung jedem Menschen die bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung ermöglicht.

Das hört sich für mich ebenfalls richtig gut an. Doch alleine in Deutschland bei ca. 82 Millionen Menschen wird das eine echte Herausforderung, denn wir sind alle unterschiedlich. Jeder zieht für sich andere Grenzen, was die Freiheit betrifft. Jeder versteht ein bisschen etwas anderes unter Würde und Respekt. Ist der Artikel eins des Grundgesetzes so etwas wie ein hoffnungsloses Unterfangen? Ich hoffe nicht.

Gibt es einen gemeinsamen Nenner, der Orientierung bietet? Wenn ich mir so manche Geschehnisse in den Sozialen Medien oder auch im Realen Leben anschaue, bekomme ich doch große Zweifel. Wie viel Stress, Neid und Unzufriedenheit bis hin zu Hass herrscht oder beherrscht den Menschen? Ich bin da oftmals fassungslos. Können wir uns wirklich nicht darauf einigen, dass wir jedem wenigstens seine eigene Meinung zugestehen? Oder dass wir den anderen einfach mal ausreden lassen und einen Satz so stehen lassen, wie er gesagt ist? Wir könnten, statt direkt eine Idee oder eine Meinung verbal zu „sezieren“ auch einfach mal nachfragen, was damit gemeint ist. Wie klingt das? Was würde solch ein anderes Verhalten bewirken?

Ich meine, es ist doch wunderbar, dass es zum Beispiel unterschiedliche Musik gibt – für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. Ich muss deswegen den Musik-Stil des Anderen nicht mögen und teilen, doch ich kann dem anderen zugestehen, dass er bei „seiner“ Musik gut abschalten kann. Und geht das nicht auch mit unterschiedlichen Meinungen und Ideen? Ich selbst habe gute Freunde, die mir manches Mal etwas – für mich – Unangenehmes sagen. Mir also nicht nach dem Mund reden. Das tut manches Mal weh, doch es zeigt mir auch Chancen auf, wo ich besser werden kann. Besser im Sinne von Reflektieren und „In-mich-gehen“, um dann zu wachsen und Dinge zukünftig anders und vielleicht auch erfolgreicher zu gestalten. Auch wenn es unangenehm ist - genau das hilft mir, mich weiter zu entwickeln und aus den (oftmals bequemen) Routinen heraus zu kommen. Das bedeutet nicht, dass ich die Meinung des Anderen übernehme oder alles unreflektiert annehme.

Daher meine ich, dass es sich lohnt, den anderen ebenso zu würdigen wie ich mich selbst würdige oder gewürdigt wissen will. Für unsere Ideen, unsere Meinung, Offenheit und unser gutes Miteinander. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein gelassener (würdevoller) Umgang mit anderen Meinungen viel an Emotionen aus Diskussionen nimmt und diese versachlicht. Auch werden Missverständnisse verringert. Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen und wünsche Euch gutes Gelingen