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Und bist Du nicht willig,……

Das Sprichwort können viele sofort vervollständigen. Es sagt aus, dass eine Person Druck anwenden wird, wenn der Andere nicht das tut, was sie von ihm erwartet.

Das Verhalten des Anderen wird als unzureichend eingestuft, denn er hat Erwartungen nicht erfüllt und bekommt eine negative Rückmeldung sprich Bewertung. Druck kann sich dabei aktiv oder passiv äußern – denn auch Missachtung einer Person kann Druck erzeugen.

Was ist Bewertung?
Eine Bewertung ist ein Werturteil, das eine positive oder negative Auszeichnung ausdrückt. Meist geht diese Be-Urteilung mit der ausdrücklichen Erwartung und Aufforderung an Dritte einher, dieselbe Wertung als gerechtfertigt nachzuvollziehen, sich daran zu halten und die Erwartung zu erfüllen. Das bedeutet, dass Be-Wertung positiv oder negativ ausfallen kann und je nachdem kann sich die Be-Wertung förderlich oder hinderlich auf Personen auswirken. Und je nachdem ist der aufgebaute Druck durch Erwartungen motivierend oder wirkt sich destruktiv aus.

Ich schaue mir in diesem Artikel die möglichen negativen Auswirkungen an. Was passiert, wenn eine oder mehrere Personen eine Erwartungshaltung haben, die Dritte nicht erfüllen. Wie wirken sich die dadurch entstehenden Bewertungen und damit verbundene Erwartungshaltung und der direkte oder indirekte Druck auf Menschen aus?

 

 

(Bild: OpenclipartVectors_pixabay_anger-1300528_1280)

 

Bewertung findet zu jeder Zeit statt.
Wir sehen jemanden und stufen diese Person in Sekundenschnelle in „passend – nicht passend“ oder in „gefällt – gefällt nicht“ ein. Dies geschieht unbewusst, da wir unter anderem auf Grund von Erziehung und kulturellem Hintergrund bestimmte Vorstellungen und Erwartungen haben, wie jemand zum Beispiel in der Oper gekleidet sein soll. Kommt jemand in Turnschuhen und kurzen Hosen in die Oper wird diese Person – als mildestes Urteil - schräg angeschaut und „beäugt“. Doch wie nimmt die Person diese Art von Be-Wertung auf? Was macht diese Be-Wertung mit dieser Person?

Wird aus einem „beäugen“ eine gesellschaftliche Meinung und Haltung, dann wird im schlimmsten Fall jede Person, die nicht dazu passt, ausgegliedert – also ausgegrenzt. Bewertung kann demnach einen gesellschaftlichen Erwartungs-Druck aufbauen im Sinne von: „Wenn Du nicht so bist wie wir anderen, dann…..“.

Bewertung kennen wir auch ganz praktisch aus der Schule oder dem Studium durch Noten und Zeugnisse sowie im Beruf zum Beispiel durch Beurteilungen und Arbeitszeugnisse. Bewertung beginnt für manche Menschen bereits bei der Geburt, wenn das Neugeborene nicht der erhoffte männliche Stammhalter ist. Oder auch bei Kleinkindern, wenn die anderen Kinder in der Krabbelgruppe bereits dies oder jenes können, was der eigene Nachwuchs (noch) nicht kann. Dann glauben viele Eltern, dass sie das Kind besonders behandeln und fördern müssen, damit es mit den anderen „gleich ziehen kann“ und sie alle den Erwartungen der Familie oder des sozialen Umfeldes genügen.

Und so zieht sich die Erwartungshaltung einhergehend mit der Bewertung und das „Sich-mit-anderen-Messen“ durch bis zum Abitur. Das muss heute jeder machen, um in den Augen der anderen etwas zu gelten. Wer sein Kind „nur“ auf die Realschule schickt, muss sich teilweise im Freundeskreis anhören, ob man denn nicht das Beste für das Kind will. Auch im Studium oder im Beruf wird es oftmals nicht weniger: hier geht ebenfalls nach dem „höher – schneller – weiter – Prinzip“ und wer diesen Erwartungen nicht entspricht und die Anforderungen nicht mit macht, fällt durch. Doch was passiert mit Menschen, die diesen Erwartungen und diesem daraus entstehenden Druck nicht standhalten können? Die diese ständige Bewertungen als anstrengend, ungerecht und fast schon brutal empfinden? Was tun wir als Gesellschaft den Menschen mit dieser Art von Erwartungen und Be-Wertungen an?

Den Teufelskreis durchbrechen

Vielleicht brauchen wir im 21. Jahrhunder wendlich weniger von veralteten Vorstellungen, wie ein Mensch zu sein hat? Wäre esnicht toll, wenn jeder Einzelne seine Talente auf unterschiedliche Art und Weise leben und damit glücklich werden? Vielleicht sollten wir unsere eigenen Erwartungen überprüfen und schauen, ob diese Erwartungen überhaupt erfüllt werden können? Eventuell sind das Überlegungen, die sich lohnen?

Ich wünsche mir, dass ich den ein oder anderen zum Nachdenken anregen kann.