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Like it or not

Ein „Like it“ ist bei Facebook das „Daumen-hoch-Zeichen“. Mit einem Klick kommentiere ich, dass ich ein Statement, ein Video oder was auch immer gepostet wurde, für gut befinde. Ich gebe eine positive Bewertung ab. Im Grunde ist das eine tolle und einfache Möglichkeit darzustellen, was ich toll finde. Ich brauche sonst nichts dazu zu sagen. Ich reduziere meine Meinung auf ein Symbol. Die nächste Stufe ist das Herz-Symbol, das Wärme ausstrahlt und sagt, dass ich mich mit einem Post identifiziere.

Ein „Daumen-runter-Zeichen“ gibt es nicht (mehr) bei Facebook. OK, es gibt Emojis, die böse schauen – doch ist dies das Selbe wie ein Daumen nach unten? Ich finde nicht. Denn ein Emoji ist doch eher niedlich als böse.

 

Ist die virtuelle Welt eine Welt, in der es hauptsächlich darum geht positive Stimmung zu verbreiten und negative Bewertungen vermeiden?

 

Er liked mich, er liked mich nicht, er liked mich…...

Was es bedeutet wenn ich viele Likes bekomme: Es zeigt mir, dass meine Posts viel Zuspruch erhalten. Es zeigt mir, dass ich viele Follower habe vielleicht sogar Fans. Es gibt mir auf jeden Fall Bestätigung und Aufmerksamkeit. Es kann sogar ein Glücksgefühl hervorrufen.

 

Dem entgegen stünden weniger Likes, wenn ich Themen oder Statements poste, die eventuell kritisch und differenziert meine Meinung darstellen und zum Denken anregen. Bedeutet das, dass ich nicht gemocht bin, weil ich keine Aufmerksamkeit durch Likes finde? Oder welche Schlussfolgerungen ziehe ich daraus?

Es könnte mich eventuell dazu verleiten, nette und gefällige Posts einzustellen, um wieder mehr Likes zu bekommen. Ist das gewollt? Eine schöne heile Welt herstellen, in der oberflächliche Themen geliked werden? Eine „heile“ Welt ohne Ärger ist eine Scheinwelt.

 

(Bild: openClipartVectos_pixabay_buy-2025564_1280)

 

 

Wenn ich auf positive Rückmeldung von anderen angewiesen bin, um mich lebendig zu fühlen – ist das fast so etwas wie eine Sucht. Wenn mir die „Droge“ Aufmerksamkeit entzogen wird, falle ich in ein tiefes Loch.

 

Wohin kann das führen oder wo sind die Grenzen? Wenn ich positive Rückmeldung wie die Luft zum Atmen brauche, kann es passieren, dass ich alles dran setze, um jedem zu gefallen und es jedem Recht zu machen – wenn auch nur in einer virtuelle Welt. Damit gebe ich anderen allerdings Macht über mich. Wie ein Puppenspieler können sie jederzeit die Fäden ziehen, damit ich poste was gefällt und ich dann die geneigte Aufmerksamkeit erhalte oder nicht geblockt werde. Weiss ich dann noch, wer ich bin?

 

Auch wenn ich hier vielleicht ein sehr extremes Bild gezeichnet habe, so kann doch jeder für sich überlegen, welche Situationen und Personen er oder sie liked und aus welchen Gründen. Ich persönlich habe meine Zeit auf Facebook reduziert und entziehe mich damit – zu Gunsten des realen Lebens – dem Like-Hype. Wir sehen uns in der Wirklichkeit.